m.seifert und a.pfiffner vor dem eichenstrunk

Spektakuläre neue Erkenntnisse zum Flimser Bergsturz

Einem Forschungsteam der Universität Bern, der ETH Zürich und dem Archäologischen Dienst des Kantons Graubünden ist die bisher genaueste Datierung des Flimser Bergsturzes gelungen – mit einer Präzision von ± 2 Jahren. Ein Eichenstrunk, der bereits 1961 bei Rueun gefunden wurde, spielte dabei eine Schlüsselrolle. 

Die Kombination von Baum-Jahresringanalysen (Dendrochronologie) und 14C-Datierungen ergab, dass die Eiche vor 9493 ± 2 Jahren (7469 ± 2 Jahren v. Chr.) abstarb, als sie vom Ilanzersee, dem ehemaligen Stausee hinter dem Flimser Bergsturz, überflutet wurde. Der See entstand innerhalb kurzer Zeit, da die Bergsturztrümmer einen natürlichen Damm bildeten. Die riesige Eiche war zu ihrem Todeszeitpunkt 359 Jahre alt. Der Eichenstrunk wurde bereits im Jahr 1961 dokumentiert und eingelagert, aber erst jetzt aufgrund präziserer und günstigerer Messmethoden ausgewertet. Dies ist nicht nur die genaueste Datierung des grössten Bergsturzes der Alpen, sondern auch die älteste datierte Eiche im Kanton Graubünden.

Ein 1000 Jahre währender See enthüllt seine Geheimnisse
Im Rahmen einer neuen Bohrung bei Castrisch konnten zudem die Sedimente des ehemaligen Ilanzersees untersucht werden. Der See existierte etwa 1000 Jahre lang (bis vor ca. 8500 Jahren) und füllte sich allmählich mit Schlamm, zugeführt durch den Vorderrhein und seine Zuflüsse. Die Entleerung des Sees begann durch den Abtrag des natürlichen Bergsturz-Damms und hinterliess die eindrucksvolle Ruinaulta/ Rheinschlucht. Die Analyse des Bohrkerns ermöglichte es, die Entstehung und Lebensdauer des Sees und seine Entleerung zeitlich einzuordnen.

Ein Fenster in dynamische Vergangenheit der Landschaft
Der Flimser Bergsturz, mit einem Volumen von über 10 km³ der grösste bekannte Bergsturz in den Alpen, prägt die Surselva bis heute. Die jüngsten Forschungsergebnisse zeigen, wie einschneidend dieses Naturereignis für die alpine Landschaft und die Lebensweise der Menschen vor rund 9500 Jahren war. Die Analyse des Eichenstrunkes und der Bohrungen geben Einblicke in die Vergangenheit, das Klima und die Landschaft. Die Region um den Flimserstein bleibt ein faszinierendes Forschungsgebiet, das durch interdisziplinäre Ansätze immer wieder neue Einblicke in die Landschaftsgeschichte ermöglicht.

 

Weiterführende Links

Bilder, Quellen in der MM

Medienmitteilung

Detailierte Medienorientierung der Forschergruppe

Website der Flimser Bergsturz Vereinigung

13. Dezember 2024

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